14.05.2025 Husban | ᐸ ᐳ ᐱ |
Um 8 Uhr kommen weitere Frauen. Eine bringt meinen Stempel mit und ich kann los gehen. Nach dem Gewaltmarsch gestern soll dieser heute nur einen Schuh haben. Also schaue ich mir in aller Ruhe noch die hiesigen Tubya Höhlen an. Stätten, die schon weit vor der Antike in den Fels gehauen wurden. Weiter im Dorfzentrum steht hingegen eines dieser gut erhaltenen antiken Bauwerke namens Quar Al-Abd. Das Bauwerk steht imposant herum. Eine kleine Garage davor bietet Wasser an für die reichlichen Gäste: mich. 1 Geld, und man darf einmal rundherum und hinein. Der Grund für den 2000 Jahre alten Bau ist umstritten. Fakt ist, er wurde nie fertig gestellt und fiel irgendwann Erdbeben zum Opfer.
Mein Weg führt vorbei an einer ausgeschlachteten Stretch-Limousine... häää?!... weiter nach Süden. Es ist nicht heiß, aber der Weg führt permanent abseits der Wege und Straßen. Häufig einfach über Felsen und ich verliere permanent die Markierungen aus den Augen. Einen Pfad gibt es nicht. Zu wenig Hiker, nehme ich an. Ich kann den GPS Track kaum aus den Händen legen, was irgendwann richtig anfängt zu nerven. Es kostet unmengen an Zeit, alle 200 Meter die Lage zu checken und mich on Track zu bringen. Umgehen kann ich den Weg aber auch nicht. Die Straßen verlaufen parallel zum Trail. Irgendwann überquere ich eine vierspurige Hauptstraße. Eine Kaffeebude steht direkt am Straßenrand als eines der vielen Kaffee-Drive-Inns hier im Land. Also aich für meine Gelüste nach Brombeerbrause. Das war's dann an Infrastruktur. Die folgenden 8 Stunden gehe ich kreuz und quer durch die Gegend auf der Suche nach meinem Track. Zum Glück sprudelt hier und da Wasser aus der Wand, das die Bauern zum Bewässern kanalisieren und ich entdecke eine Gottesanbeterin. Ablichten ist schwer. Schnell ist die, wie die Sonne. Es dämmert mächtig, als ich nach vielen Wald- und Wüsten-Auf-und-Abs endlich Husban erreiche. Ein Nichts im Nichts. Ich hatte auf einen Kühlschrank im Wald gehofft. Neeee... so geht das mit dem Wanderglück auch wieder nicht. War schlau, hab 4,5 Liter Wasser im Rucksack, die mich schwer zu Boden ziehen. Also nehme ich immer eine Flasche in die Hand. Eigentlich soll in Husband ein Wildcamp sein. Ich finde es auch. In direkter Nachbarschaft zu Schafsherden und Hunden, die mich mal wieder so richtig lieb haben. Drei Jugendliche finden mich megaspannend. Ich nicht. Es wird gleich dunkel und ich muss eigentlich mein Zelt aufbauen. Hier gibt es nichts zum Schlafen und der Stempel-Kontakt ist auch bis Sonntag geschäftlich in Amman unterwegs. Es stürmt hier oben auf 800 Metern Höhe. Verdammt. Und nun? Ich beschließe die morgige Etappe einfach weiter zu gehen und nun doch nochmal auf mein Wanderglück zu hoffen. Ich mag das nicht, mich so dem Schicksal zu ergeben. Aber was soll ich denn sonst machen? Zwei Kilometer weiter dann erscheint es dann tatsächlich in Form einer verlassenen Schäferhütte am Straßenrand. Sie ist mit einem Kabel verschlossen. Ich überlege, hier mein Zelt zu errichten, schaue dann aber doch mal hinein. Drinnen steht ein ausrangiertes Sofa und drei Matratzen. Zwei Wasserflaschen stehen auf dem Boden und haben Staub angesetzt. Hmmm... na wenn das mal kein Homestay für mich ist! Ich beschließe das kleine Gebäude für heute zu meinem Domizil zu deklarieren. Im Grunde habe ich keine Wahl, so wie der Wind weht und das Dornengestrüpp piekst. Komisch ist mir dabei schon. Was, wenn doch jemand kommt? Aber eigentlich nein, die Staubpatina ist schon deutlich. Ich lege mir die drei Matratzen übereinander und lege den Zelt-Footprint darüber zum Schutz. Schlafsack raus, Kissen aufblasen. 4G ist hier oben auch, die Powerbank ist voll... Abend gerettet. Nur dass heute Abend wohl niemand neben mir liegen möchte bei meinem Aroma. Kaum gedacht geht auch schon die Sonne unter, der Wind beruhigt sich, Allah wird von der Ferne aus angerufen und es wird still. Keiner kommt. Zeit zu schreiben und morgen zu planen.