Sendero Circular de El Hierro

24.04.2024 Puerto

  

Ein typisches Parador Frühstück wartet. Während alle Unterkünfte bemüht sind, jedwedes Ambiente durch die Installation freiverdrahteter Kaltweiß-LED-Lampen zunichte zu machen, zeigt das Parador, dass man es auch kann, wenn man will. Hier stimmt alles. Das ganze Ambiente hat wie immer etwas von einer Hacienda des 19. Jahrhunderts und ich bin tatsächlich versucht die zweitkürzeste Hose zum Essen anzuziehen. Es gibt Ein und Speck und einen seeligen Sohn, der sich zwischen Kuchen, Müsli und Milchreis nicht entscheiden kann. Soll nur reinhauen, der kleine, denn heute steht die letzte Etappe an und die möchte er noch einmal mit mir zusammen laufen. War es gestern steil und kurz, wird es heute flach und lang. Es geht nur noch an der Küste entlang bis zum End- und Ausgangspunkt Puerto de la Estaca. 11 Kilometer durch wolkenlose Sonne, na da bin ich gespannt. Leander hat Laune. Seine Schnur muss nur dringend mit. Er liebt Schnüre. Diesem verpasst er einen Knoten um eine Pajita vom Restaurant gestern. Cappy auf, Sonnenbrille an, los geht's. Erstes Etappenziel: Fels mit Loch. DAS Motiv auf jedem El Hierro Reiseführer, warum auch immer. Aber der Spot hat zwei Vorteile: Man kann tolle Panoramaaufnahmen von der Bucht samt allein abgelegenen Parador machen und schön den türkisen Schlangenstreifen im Wasser entlang der Küste sehen, zweitens ist hier noch Schatten. Dann kommt ein Tunnel. Die ehemalige Straße hats komplett zerhauen durch herabgestürzte Felsen und abgebrochene Straßenteile. Da geht und fährt nix mehr. 950 Meter Tunnel machen Spaß. Echo rufen. Kühl. Auf der anderen Seite passieren wir einen sinnlosen Kreisverkehr mit nur einem Ein- und Ausgang, dann sehen wir schon den Hafen samt Fähre. Eine Durststrecke beginnt für Leander. Nur Steppe, immer geradeaus, da kommt man dann ins philosophieren. Jakobsweg Junior sozusagen: Was ist Zukunft? Was ist Vergangenheit? Gibt es Zaubertränke in echt? Ich will eine Kamera haben! In Hellblau. Dann kann ich immer das fotografieren, was ich toll finde, stimmt es? Diese Blume da zum Beispiel! Die finde ich schön! Er zeigt auf einen lila Klatschmon am Straßenrand. Aber der Weg bleibt lang. Sehr lang. Mir tun die Füße so weh, sagt er, sieht drei Katzen und rennt los. Katziiiiii! Weg sind sie. Stattdessen kommt ein Mann aus dem Haus, in dem die Gatos zu Hause sind und bietet Leander eine zum streicheln an. Aber Leander ist dann doch etwas schüchtern und grinst sich von dannen. Und da tut dann auch der Fuuuuuß so weh autschn autschn. Wir steuern eine Bushaltestelle, die beklebt ist mit verblichenen Plakaten der letztjährigen Wahl, an und machen eine lange Trinkpause. Aber die Motivation sinkt langsam. 7 Kilometer haben wir. Also muss ich kleinetappig motovieren. Auf zum nächsten Tunnel. Okay, sagts. Da können wir zur Not ja Mama anrufen, stimmt es? Najaa, Mama will chillen und Lesen am Meer. Also mal sehen. Am Tunnel angekommen sieht der Tunnel aber cool aus. Also hinein. Weitere 600 Meter durch den Berg. Auf der anderen Seite angekommen wird klar, noch 2 Kilometer und wir sind am Hafen. Jetzt ist die Motivation es zu schaffen auf einmal doch riesengroß, zumal vor dem Hafen eine tolle Badeecke mit Pontons ist. Da hat Leander letzte Woche seinen Schnorchel im tiefen Wasser verloren. Endlang des Inselkraftwerks geht's und schon sind wir da. 11 Kilometer sind tatsächlich geschafft, ganz ohne Meckern.Ich bin schwer beeindruckt. Seine Füße aber auch. Auch meine, die Straße ist zwar prima zum Barfuß laufen und das Leandertempo auch, aber es war heiß. Also, Mama anrufem, dass sie kommen kann und ab ins Wasser. Herrlich. Alles zieht sich wieder zusammen. Mama kommt und wir planschen zwei Stunden herum, bis wir nach Villa de Valverde hochfahren zum Burger essen. Das haben wir uns verdient. Frances und ich haben es uns aber auch mal wieder verdient, den Abend für uns zu haben und so lassen wir Leander auf der Rückfahrt wieder einschlafen zum hochtragen. Und danach ab auf dem Balkon vom Sonnenuntergang bis Mondaufgang. Die Insel ist uns jetzt vertraut und wir überlegen, wo es am schönsten ist und ob wir wieder herkommen würden. So richtig sagen können wir das aber nicht. So etwas wie jetzt, mit so wenigen Touristen, sodass man quasi jede Charco und jeden Wanderweg fast für sich alleine hat, ist noch einmal möglich, bevor Leander in die Schule kommt. Und die Welt ist soooo groß. Aber eins hat die Zeit hier schon gezeigt: Wamderm macht Leander riesen Spaß!
Damit endet für mich auch der Sendero Circular. Ohne GPS Track ist er kaum noch zu finden, weil viele Schilder schon verwittert sind. Aber er ist noch da. Was El Hierro einzigartig macht sind die gestrigen Buchten im Norden und Süden der Insel, sowie das Hochland, das sehr viel von Irland haty wenn es nicht so warm wäre. Definitiv ist es die ruhigste Insel, die nichts Massentouristisches hat, keine PET Flaschen in Straßengräben, aber auch kaum augenscheinliche Subkultur wie Gran Canaria. Und ich hoffe, das erhält sich so. Die junge Kassiererin im Supermarkt heute hatte sich die Inselsilhouette an den Hals tätowiert. Ich glaube, die Bewohner hier wissen den kleinen Felsen sehr zu schätzen.