Sendero Circular de El Hierro

22.04.2024 Charconado

  

Heute will ich eine Wanderpause einlegen. Uns ist nach intensivem Baden zumute und bei Frontera soll es noch zwei Charcos geben, die an einem Montag sicherlich kaum bevölkert sein werden. Also ab über die Berge. Tanken müssen wir auch. In Taibique ist die wohl kleinste Tankstelle Spaniens, aber gerade recht für unser Vehikel. Die Tienda dazu misst ein Quadratmeter, aber es ist alles drin, was man von einer Tanke erwarten kann. Man lässt hier immer noch betanken. Eine komische Serviceleistung heutzutage. Ich habe keinen nennenswerten Mehrwert davon, denn alles andere muss ich immer noch selbst machen.
La Maceta ist unser erstes Ziel. Es ist Flut und die gesamte Anlage wird überspült und die vier Becken werden ein Infinitypool im wörtlichen Sinne. Sogar mit Strömung. Ich liebe solche Naturbecken. Gut, man könnte jetzt sagen, das Meer ist ein einziger Infinitypool ansich. Aber irgendwie gefällt mir die Vorstellung auf kindlich naive Weise, dass man hier Becken mitten ins Meer gebastelt hat. Ohne dem wäre gefahrloses ins Meer gehen auf El Hierro immer ein glitschiger bis scharfkantiger Tanz auf dem Vulkan. Leander ist es auch so nicht geheuer und er traut sich erst hinein, als wir alle mit ihm gehen. Aber einmal dein liebt er die Wellen.
Hier wurden auch gleich überdachte Grillplätze gebaut. Die Kanaren lieben das, campen oben im Wald oder eben hier. Ich finde, das ist eine tolle Freizeitgestaltung und alle Inseln geben sich große Mühe, schöne Verweillandschaften zu gestalten. Es fehlt an nichts und es ist auch alles heil.
Frances möchte was lesen. Leander hat keinen Plan, wie er sich hier beschäftigen soll, außer irgendwas auf'm Tablet gucken, das wir aber nicht dabei haben. Dadurch entsteht langsam aber sicher eine Stresssituation, die sich wie ein aufkommender Wirbelwind immer mehr in den Vordergrund kreiselt, weil Leander ohne Unterlass feststellt, dass er nicht weiß, was er machen soll und dass er was gucken will. Ich reagiere irgendwann genervt, weil jeder Gegenvorschlag mit nur noch beharrlicherem "Guckeeeeeen!" erwidert wird. Gehe ich weg, geht er Frances auf den Nerv. An Lesen ist nicht zu denken. Die Sonne brennt, die Laune ist stürmisch bis regnerisch und wir beschließen mehr oder weniger freiwillig zum nächsten Charco zu fahren.
Charco los Sargos erfüllt in jeder Hinsicht die Erwartungen und macht alles schnell wieder gut. Wir sind allein hier. Man hat Holzliegestege gebaut und wir können nackig herumliegen und schwimmen. Es geht direkt in tiefes Wasser und man durch Grotten und durch herrlich blautürkisgrünes Wasser schwimmen. Die Stimmung gleicht wieder dem Wetter. Ich schwimme in die Höhlen. Mann kann unterirdisch von einer in die andere schwimmen. Alle Ausgänge sind miteinander verbunden. Drei Stunden halten wir es hier aus, bevor uns der Magen in ein Grillrestaurant zieht. Hmmm... lecker Burger vom Holzgrill. Leander schmollt aber erstmal. Wir haben ihn beim fertig machen zu oft schimpfen müssen, weil er zu nah an die Klippen geht. Seine Kniewunden zeigen, das kann auch eine blutige Angelegenheit werden. Jetzt spricht er nicht mit uns. Rührt nicht mal sein Essen an. Die Kellnerin kommt mit zwei kleinen Polizeiautos zu ihm und die Stimmung hellt sich schnell wieder auf. Trotzdem. Frances und mir fehlt mal Zweisamkeit. Die bleibt aus, weil Leander kaum eher als halb 10 einschläft. Das soll sich heute mal anders ergeben. Wir hoffen, dass er beim Ritt über die Berge auf die Südseite einfach mal einschläft und wir ihn gleich in die Falle bringen können.