Circular de Gran Canaria

25.05.2023 El Burrero

  

Ich schaue auf die heutige Etappe. Nur 15 Kilometer. Also beschließe ich es langsam anzugehen und hier unten am Meer in Ruhe zu frühstücken und den Anglern vor meiner Tür beim Fang zuzuschauen. Irgendwann halb Elf zieht es mich dann auch davon. Es geht zurück in Richtung Autobahn und in die Windräder. Es werden mehr und mehr. Mich würde nicht wundern, wenn die Dinger den Bedarf der ganzen Insel decken, bei dem Wind hier unten. Es gibt hier keine 500 Meter Grenze und so stehen gewaltige Enercon-Anlagen mitten in einem Industriegebiet, auf Parkplätzen und Hinterhöfen der Firmen. Ob das stört ist offenbar Ansichtssache, gerade in Anbetracht des Lärms der Autobahn, die wieder mein stegiger Begleiter ist und von mir über-, mal unterquert werden muss. Jedes Mal halte ich Ausschau nach neuen Anarchomotiven. Je mehr es in Richtung des Flughafens geht, umso mehr neue Tags kommen zu Tage. Andere wollen wohl auch mal. Saker und Cesar sind wohl sowas wie die lokalen Stars.
Dann riecht es nach Kuchen. Ich passiere das Produktionsgelände von Bimbo... so ne Brotwarenmarke mit nem gruseligen Kuschelbärmaskottchen, das Cesar vorgestern auf die Schüppe genommen hat. An jeder noch so unsinnigen Straßenecke, mitten im Verkehr, finden sich diese Outdoor-Fitnessgeräte. Ich habe noch nie jemanden ernsthaft daran trainieren sehen. Vieles an solcher Infrastruktur erscheint mir wie eine Gießkannenmaßnahme gegen allgemeines Bluthochdruck. Die Regierung hat etwas getan, es liegt an der Bevölkerung, die das neue Fitnessprogramm nicht zu schätzen weiß und die Erwachsenenspielplätze einfach durch die salzige Witterung auffressen lässt, ohne jemals daran den Puls auf 180 gebracht zu haben statt durchs Schimpfen auf die Lokalpolitik. Naja, am 28.5. wird alles anders werden, ganz bestimmt.
Vota!!!
Auf halbem Wege, bei Las Rosas, gesellen sich rotweiße Markierungen zu mir. Plötzlich bin ich wieder auf dem GR 131 und er führt in meinen Zielort El Burrero. Was macht der hier? Ganz offensichtlich wurde die Strecke verlegt, nachdem die üblichen, dunkelroten Metallschilder gegen diese schicken neuen Holzpfeile getauscht wurden. Maspalomas ist nicht mehr das Ziel, sondern ein Ort direkt am Rollfeld des internationalen Flughafens. Hmm... nachvollziehbar eigentlich, wenn man den Weg via Inselhopping als Ganzes meistern will. Sein Beginn ist am Playa del Burrero durch ein Leutfeuer markiert, das an der Promenade steht. Für mich ist es das Wegende, es bleibt nurmehr ein bisschen Zuweg zum Terminaleingang. Dafür muss ich das Rollfeld einmal umrunden, was soviel bedeutet wie 7 Kilometer laufen.
Für heute bin ich am Ziel. Ich komme dort heraus, wo ich vor zwei Wochen gestartet bin. Doch noch nicht ganz. El Burrero ist ein weiterer, einheimischer Küstenort ohne nennenswerten Tourismus. Und zur Feier des Tages hat Herr Bunt heute die Unterkunft gebucht. Sie ist bunt. Sehr bunt. Eindeutig Herrn Bunts Geschmack. Das Domizil versteckt sich hinter riner tristen Betonfassade. Was sich offenbart, ist ein Gesamtkonzept in Form einer Farbexplosion, die sich bis in kleinste Details durchzieht und dem Besitzer folglich einen booking.com Score von 9,8 beschert. Ich bin tatsächlich erstaut, dass Einheimische einen solchen Sinn fürs Detail haben. Das bin ich nicht gewöhnt. Herrn Bunt ist das gehopst wie gesprungen und er freut sich wie ein Bär, endlixh ein eigenes, rundes 🌈-Bett beschlafen zu dürfen.
Doch bevor es soweit ist muss ich in die Wellen h7pfen. Der Ort hat einen kleinen Sandstrand und für die vielen, heinheimischen Angler würden Windfänger auf den Molen errichtet.
Direkt am Ortsrand gehen die Ferienflieger nieder. Die Rollbahn ist keinen Kilometer weit entfernt. Ich bin neugierig. Wie nah mal wohl rankommt. Wohnhäuser wurden direkt am Zaun des Rollfeldgeläbdes errichtet. Zur einen Seite Meeressicht, zur anderen Seite startende Flieger. Und ziemlich Lärm, wenn eins startet. Krass. Aber ein Paradies für alle Hobbyfotografen, glaube ich. Ich will auch einer sein. Eine Piste geht genau zwischen die Leuchtfeuer der Landebahn. Das will ich als Abendbeschäftigung ausprobieren. Laut Flugplan sollen sogar Düsenjäger des kanarischen Militärs landen.