GR131 2019 Fuerteventura

06.11.2019 La Pared

  

Ich hatte vielleicht wieder einen blöden Traum. Ich stehe auf der Theaterbühne, hab keinen Plan um was es geht und alle Augen sind auf mich gerichtet, während ich vor mich hinstammle. Träume ich jetzt schon zum dritten Mal. Dabei liege ich in einem Himmelbett. Draußen vor der Tür im Innenhof bereitet Malole das Frühstück zu. Sie hat fetttriefende Teigwürstchen in Schokolade getunkt und bereit gestellt. Genau das Richtige für die heutige Riesenstrecke von Ajuy aus. Die beiden Österreicherinnen Christina und Alex, die sich im Laufe der Zeit als Pärchen zu erkennen gegeben haben, wollen auch dorthin mitkommen und schließen sich mir an. Zu fünft fahren wir in Maloles Lerncorsa hinunter und bekommen eine Kurzeinführung in das, was aus Sicht eines Fuerteventuresen wirklich wichig ist: "Hier, die Ruine will ich mal kaufen, kostet 1 Euro, aber wärn tolles Haus. Nimm niemals Anhalter mit, die sind alle verrückt hier. Da, die Kirche von Pájara ist ne Atzekenkirche. Daneben der günstigste Spar der Insel. Betancuria? Lass das!" Sie bittet mich, ein grünes L in die Heckscheibe zu heften. Sie hat vor 8 Monaten erst den Führerschein gemacht. Entsprechend verflucht werden alle Hindernisse wie z.B. lästige Fahrradfahrer. Wir passieren ein paar Zelte und Kontainer. Davor ein schwarzbebrillter Security-Mann. Ein Filmset. Angelina Jolie dreht hier gerade einen Superheldenfilm, sagt sie. Man hat auch vorsorglich alle Nebenstrecken und die Berghänge mit abgesperrt. Man will nicht wieder so ein Malheur wie mit Brad Pitt vor einigen Jahren mit lästigen Fans. Naja, Angelina ist ja nur ne Frau. Jaja! Vor Michael Jackson werden alle hysterisch, nicht vor Madonna.
Ajuy ist so wie ich es von vor 20 Jahren in Erinnerung behalten hatte. Eine Höhle, die ganz am Ende nach Pipi riecht. Wir klettern drin herum und wieder heraus. Gewaltig wirkts eher von außen.
Zeit für mich aufzubrechen. Malole entlässt mich in Pajara auf meinen GR131 nach einem beeindruckenden Parkmaneuver. Gut dass ihr Mann immer für Aufmunterungen sorgt, die sicherlich noch ein Nachspiel haben werden. Wir verabschieden uns herzlich. Definiiv eine Adresse, um wiederzukommen.
Es geht rauf auf die Bergkämme. Passend dazu ergraut und weint das Himmelszelt und pustet mir mit Windstärke 10 die Tränen in die Visage. Mannomann, mit Bergkämmen ist hier nicht zu spaßen, es fegt mich regelmäßig aus der Balance. Dennoch ists beeindruckend, das Farbenspiel, das durch die Sonne und Wolken fabriziert wird. Es ist die erste wirklich fordernde Etappe. Halb Vier hab ich ein Drittel geschafft. Ich muss mich sputen. Halb 7 ists duster. Also wechseln von Baruß- auf Beschleunigungssandale und mit 7 km/h in Richtung La Pared. Es ist dennoch dunkel, bis ich eintreffe im bereits in Corallejo mit Lorbeeren bepreisten "Wellenkind". Und das Hostel macht wirklich was her. Die Betten sind kleine Holzkisten, die tatsächlich sowas wie Privatsphäre schaffen. Klein aber mein. Das Publikum ist jung und gesprächsunfreudig in Handys versunken. Außer Klaus von unter mir. Aber der gehört definitiv nicht zur Generation Y oder Z.
Ich bin ja auch eher irgendwo bei V anzusiedeln oder so. Denn vor 25 Jahren waren wir hier zum Surfer bestaunen und Fisch essen. Ich frage mich, ob das Restaurant noch hier ist. Google sagt ja, auf der dunklen Seite des Tals, wo nur eine LED vom Weiten funzelt. Nun, hier sind faktisch alle Straßenbeleuchtungen der Korrosion zum Opfer gefallen, also Handylampe an und los. Und tatsächlich. Es existiert noch und sieht genauso "schick" wie damals aus. Ändert nichts an der Fischqualität. Ich lasse auffahren, was geht, vor allem ne fette Seezunge. Hab ich mir heute erarbeitet. Schade dass man draußen nichts sieht. Aber das ändert sich morgen ja.