GR131 2019 Fuerteventura

05.11.2019 Betancuria

  

Nachdem es gestern Abend während des Essens einen unverhofften Regenguss gab, ist heute Wind, Wolken und Sonne an/aus angesagt. Ich folge nach dem Frühstück also dem FV 29 über einem Pass auf 600m Höhe nach Betancuria. 6,5km eine Strecke. Das soll gut hin und zurück in 4 Stunden machbar sein, denke ich mir so. Todesmutig nehme ich nicht mal Wasser mit. Das Wetter dreht voll am Rad. Wenn ne Regenwolke kommt, dann aber mit Windstärke 6 und ist in 3 Minuten auch schon wieder der Sonne gewichen. Schweißtreibend ist das ohne Rucksack nicht. Betancuria soll ja die Grüne Ecke von Fuerteventura sein. Erstmal laufe ich eine rote Marslandschaft hinauf, passiere den Pass und Tatsache: Unter mir auf der Gegenseite tut sich eine grüne Oase mit Kirchturm auf. Es wachsen sogar ein paar mickrige Fichten. Überall steht Aloe Vera rum. Najaa, kein Vergleich zum Klimawechsel auf La Gomera. Aber für hier ist das das Grünste, was bisher wild gewachsen ist auf dem Weg.
Betancuria selbst ist ein besenreiner Touristenmagnet mit Fußgängerzone, Gitarrenstraßenspieler und 3D Kino. Viele Restaurants, lauter Geschäftchen, die Aloe Vera Produkte und Käse anbieten für die Bustouristen, die im Viertelstundentakt hereinrollen. Tja, beschauliches Disneyland. Der Ort selbst ist ein Bruchteil so groß wie Antigua. Nicht mal ein Mercado. Ich hole mir ne Erdbeerbrause im Käsemarkt, sie kostet 1,50. Ich geb nen Zehner. Die Frau seufzt, zückt den Taschenrechner, die Finger fliegen über die Tasten, sie subtrahiert geschickt und gibt mir zielsicher 8,50 heraus. Ich setz mich ne Weile an die Kirche und will dann auch wieder rüber zur ehmaligen Hauptstadt. Der Ort ist normal. Touristenhotspots wie dieser hier strahlen eine unverkennbare Künstlichkeit aus, die in einem manchmal das Schamgefühl hochkommen lassen kann. True authentic genuine Canarias. Wir bekommen, was wir sehen wollen.
Beeindruckend ist die Bergüberquerung. Hier oben geht morgen mein Weg fast bis La Pared entlang. Man kann nach Norden bis Lanzarote schauen und sieht sowohl im Osten als auch im Westen das Meer. Aber die Insel ist alles in allem eben doch sehr vegetationsarm. Ich frage mich, wie die vielen Schnecken, die sich an jeden Grashalm schleimen, was zu futtern finden.