GR131 2019 Fuerteventura

02.11.2019 La Oliva

  

Heute morgen wache ich auf und denke ich bin zu Hause. Es ist sehr ruhig. Ich schaue mich um. Alle im Raum sind ausgeflogen. Es ist 7:45. Wo sind die alle hin? Hmmm... Dass ich das verpassen konnte. Ich stecke den Schlüssel in den Briefkasten und ziehe los. Ich erkenne jetzt erst, dass ich in einem der besagten Neubauquadratsiedlungen gewohnt habe, an dessen westlichen Ende eine eingefallene Lavamauerbegrenzung den Beginn meiner heutigen Etappe auf spanische Weise markiert: Versperrt eine Mauer oder ein Ziegenzaun den Weg, reiß ein!
Dahinter beginnt der Mars. Mitten drin eine Olympus Mons Miniatur. Wann der wohl aktiv war. Sieht aus wie eben erst. Ich treffe nach kurzer Zeit auf wieder den GR131. Es geht nach Süden durch alte Terassenfelder. Alles wirkt wie auf La Gomeras Südhängen, nur dass nach Aufstiegen keine bewaldeten Nordhänge folgen. Die Wanderei bis zum Etapoenziel La Oliva ist ein Spaziergang dagegen. Im November beleuchtet die Sonne den Weg in pfahlem Licht schön von der Seite. Wenig Gefahr verbrannt zu werden.
Schade, ich hatte gehofft Corraleos Sanddünen zu passieren, aber die reichen nicht weit ins Landesinnere. Stattdessen komme ich an Aussteigerhäuschen vorbei, so wie an beeindruckender Schöner-Wohnen-Architektur. Hier ziehts nicht nur Spanier hin. Eins bewohnt ein Däne, ein anderes ein Schwede... Offensichtlich in meinem Alter mit Kindern...
La Oliva ist ein schönes Örtchen. Heute fand ein Halbmarathon statt. Hab ich abe wohl verpasst. Man hat Pfeile in dem Lavasand gesprüht und auf meinem Weg sind ausgesprochen viele Fußspuren. Nächste Woche wird eine Toyotarallye veranstaltet, heyyyyy....
Mein Domizil ist das krasse Gegenteil von gestern. Die Casa Vieja ist eine Ferienfinka im Kolonialstil. Restaurant geschlossen. Eine Familie mit Kind ist neben mir noch zu Gast. Saisonende. Gut dass es hier Hyper Dino gibt. Nein, kein zu groß geratenes Saurierkuscheltier, sondern der örtliche Supermarkt. Ich decke mich mit Käse und Weintrauben ein und beplansche den Pool. Hmmm, der hat aber schöne Reflexionen. Ooooh. Liegt an der Lavawand am anderen Ende. Hmm... damit muss man doch was anstellen... ;-)

Nur in der Lobby gibt's Wlan. Naja macht nichts. Die ganze Anlage sieht wie mein Wohnzimmer in Perfektion aus. Jedes Teil ist irgendwie handgemacht. Die Besitzerin säubert die Bar und ist sichtlich interessiert an Leuten, die die Insel überqueren. Da bin ich nicht der einzige, der hier abgestiegen ist. Ein Inselguru namens David Collins war auch hier und hat gleich sein signiertes Buch hier gelassen mit der Bitte, auf Amazon zu bestellen.
Von der Decke streamt Tracy Chapman in allen Variationen. Mir gegenüber liegt ein Mädchen im Sofa und schaut ins Handy, schon seit in angekommen bin um 12. Manchmal huscht ein Lächeln über ihre Lippen, alle paar Minuten ein leichter Positionswechsel. Der Vater bestellt ihr Limonade. Nickendes Registrieren, austrinken mit der Linken, weitertippen mit der Rechten. 3 Stunden später liegt sie am Pool, immer noch ins Handy vertieft. Die Landschaft scheint eher Hintergrundkulisse zu sein. Ich würde meins grad eher verfluchen. Die FTP Verbindung bricht nach jedem zweiten hochgeladenen Bild zusammen. Tracy muss Schuld sein.