GR131 2019 Fuerteventura

01.11.2019 Corallejo

  

Eigentlich könnte ich ja jetzt richtig entspannt sein. Würde man jedenfalls vom Reiseziel erwarten. So richtig will sich das Urlaubsgefühl aber nicht einstellen. Wandern fahren, allein, während zu Hause ein 8 Monate alter Leander ist, ist komisch. Im Flughafen bei 5 Grad mit kurzen Hosen und Barfußsandalen rumsitzen auch etwas. Aber das macht nichts. In 5 Stunden sind es 26. Der GR 131 also. Eigentlich aus ziemlich pragmatischen Gründen. Von Norden nach Süden, einmal längs über die Insel, 160 km von Freitag bis übernächsten Montag, ist gut machbar. Und ich kenne im Grunde nur den Süden mit den riesigen Stränden. Irgendwo soll der Felsbrocken sogar grün sein. Na das will ich sehen.
Aber erstmal zurecht finden. Der Flughafen ist übersichtlich. Die Busverbindungen auch. Puerto del Rosario im Viertelstundentakt... Bis ich dann eben dort in einem verwaisten Busbahnhof stehe. Vor dem Flughafen sind 70 Plätze für Hotelbusse und eine Bushaltestelle für Normal. Das fällt einem erst so richtig auf, wenn man die 70 Hotels gar nicht will. Zumindest nicht mehr so. Das fühlt sich für mich immer mehr nach McDrive an. Sodenn, kein Plan. Der hängt vor mir. Linie 10 nach Puerto, zielstrebig den mit Lavaasche verschmierten Bus erklimmen.... Neiiiiin, der geht in die andere Richtung! Ach Mist. Am Kreisverkehr raus. Linie 3 kommt direkt dahinter. Der passt also und spuckt mich bei besagter Busbahnhofsbetontristesse am Stadtrand aus. LED-Ersatzröhren mit unterforderten Trafos flackern darin herum. Irgendwie haben die guten alten Neonröhren länger gehalten. Ich hol mir ein Automatenbrot und warte auf Guagua Nr. 6. 3,40 Euro und 1 Stunde später stehe ich vor einer Expressfähre nach Lanzarote an der Spitze von Corallejo. Die Insel liegt direkt gegenüber. Hier gehts also los. Ab nach Süden zu meinem ersten Domizil. Ein Experiment. Ne Herberge für 6 Euro, die sich Fuerteventura Beach nennt und 4km vom Strand entfernt liegt. Es geht die ersten 9km auf dem GR131 um einen Berg herum und durch ein... Naja... Wohngebiet?! Fertige Straßenzüge, Laternen, alles. Nur die Häuser scheinen in einer Rezession verloren gegangen zu sein. Sieht aus wie Sim City ohne Plan, was die hier machen. Ist mir schon im Flugzeug aufgefallen. Neubaugebiete werden einfach im Quadrat wie ein Teppich auf der Wüste ausgerollt und liegen dann da rum wie bestellt und nicht abgeholt. Kilometer weit laufe ich durch, bis die Inselautobahn FV1 einfach durch die Straße pflügt und meine zur Sackgasse werden lässt. Tjo da war der überregionale Masterplan wohl wichtiger. Ich muss an der Autobahn entlang schleichen, um schließlich meine Unterkunft über eine Autobahnabfahrt zu erreichen. Ein privates Wohnhaus, was die Besitzerin zur Hälfte zur Albergue ausgebaut hat. Jakobswegflair kommt auf. 10 Spanier und ein SLR-Kameraputzender Pole sind hier, ein paar mit Rädern, ein paar mit Surfbrettern. Abends wird gemeinsam Gulasch gekocht. Man lädt mich ein. Bin ein wenig eingeschüchtert, weil keiner Englisch kann. Mein VHS Spanisch reicht aber und macht mich stolz. Ich komme mit Juan, dem Koch, Fernando und Bradan ins Gespräch. Sie lieben surfen und bleiben einen Monat hier. Teils arbeiten in der Gastronomie am Strand, teils surfen. Eigentlich kommen sie aus Madrid. Aber da ist jetzt doofes Wetter und arbeiten könne man ja auch hier und so gleich den Urlaub refinanzieren. Cooles Konzept. Man empfiehlt mir schon brennend heiß das Hostel in La Pared. Na das werde ich ja kennen lernen.
Das überfettige Gulasch lässt mein Kopfweh verschwinden und ich kann noch in Ruhe schreiben. Hmmm... Schöner Einstieg. Spanier sind im Rudel sehr neugierig und singfreudig. Zumindest diese hier. Ich werde schließlich müde und suche meine Schlafkoje in Zimmer B auf. Nur Frauen drin, keine Schnarcher. Was für ein Glückchen! Nacht.

P.S.: Pool und Sauna aus der Bocking.com Anzeige existieren nicht. Alles fake. Hehe. 6 Euro, ne.