Sendero Circular de La Gomera

27.08.2018 Vallehermoso

  

Ein Hahn kräht. Ich wache auf, es wird rasendschnell hell. Mein Wecker sagt, es wär 7:30. Es ist aber 6:30. Zu Hause ists 8:30. Irgendwas stimmt nicht. Die Kanaren sind doch nur eine Stunde zurück. Jede Uhr zeigt mir das auch an. Google will mein Handy auch ständig eine Stunde vorstellen. Also wer ist jetzt hier in der Parallelwelt, in der die Kanaren keine Sommerzeit haben? Ich muss das bei Zeiten klären. Aber erstmal gehts los. Heute nur die Hälfte. 15km. Ja aber was für welche. Von Meeresniveau geht es hinauf durch Bananenterassen bis auf schlappe 800m über Meeresniveau. Mir scheint, dass man das hier immer vor sich hat, wenn man von einem Tal ins nächste will. Oben angelangt finde ich mich mitten im Nationalpark wieder. Alles ist übergrün. Sauerland und Kakteen. Die Wolken verschwinden, was gut für die Bildkontraste und schlecht für meinen Wasservorrat ist. Oben am Parkzentrum zehn Busse. Alle rennen zum Mirador, der auf meinem Weg liegt. Mit einem Schlag wird der Weg zehnmal so breit. Es geht um 700m. Mehr soll nicht. Mein Weg in Richtung Vallehermoso führt wieder hinab in einen Dschungel und nach 2 Minuten bin ich allein, wie auch sonst auf dem Weg. Mich störts nicht. Bin langsam unterwegs. Die Beine und der Kopf sind noch am updaten auf den plötzlichen Lebenswandel. Immer noch Migräne. So ein Mist. Von weitem plärrt ein Lieferwagen per Megafon Angebote für frischen Fisch quer durch den Nationalpark. Je nach Windböhe wirds erbärmlich laut. Mein Kopf schädelt. Boah. Verbietet das! Ich übersteige mal wieder einen Höhenkamm und komme vom Sauerland nach Texas. Der Lärm bleibt auch drüben. Vor mir ein weiteres Kerbtal. Weit entfernt, ziemlich tief unten, mein Ziel. Ein Wegweiser lügt mich mit 2,9km an. Ein Höhenweg schlängelt sich um eine Felsformation, die wie ein riesiger Backenzahn aussieht. 3 Stunden später komme ich in dem kleinen Provinzstädtchen an. Was sind das denn für Kilometer hier? Navi sagt, das stimmt. Aber ich kann doch nicht ernsthaft 1km/h draufhaben?! Wieder zu wenig Wasser. Mir ist schwindelig vom endlosen Abstieg über Geröll und Treppenansätze, bis ich Unten erreiche. Am Ende einer Straße mitten im erleichternden Unten ein Spar... hell erleuchtet weist mir der Konsumtempel den Weg zur Glückseeligkeit bestehend aus 1,5 Litern eiskalter Erdbeerlimonade. Ich setze mich auf den Vorplatz. Viele Menschen hier. Drei alte Herren grüßen mich und beobachten sichtlich belustigt, wie ich konzentriertes Beta Karotin mit Zucker und Aroma in mich hineinkippe. Es kribnelt im Hirn, als die Synapsen wieder reaktiviert werden. Im Hotel fange ich an zu realisieren, dass ich die Entfernungen neu einschätzen sollte. Ich vergesse immer wieder, dass 1km am Berg die vierfache Anstrengung darstellt wie ebenerdig. Ich habe satte 9 Stunden für 15km gebraucht. Zum Abend hole ich mir eine apfelgroße Fleischtomate, Brötchen und Käse. Und Ibuprofen. Leider. Ich hab kein Bock auf Hammerschläge beim Einschlafen. Wie können 40 600er 1,89 Euro kosten? Das sind doch keine Tick Tack! Egal. Hoffentlich wirds morgen endlich besser. Die sagenhafte Landschaft verdient wesentlich mehr Aufmerksamkeit!