Oliver

10.08.2016 Killarney

  

Eine 737 bringt uns auf den Flughafen Kerry, der auch ein Provinzbahnhof sein könnte. Das Flugzeug entfaltet seine eigene Treppe... ein Wunder der Technik, wie aus einem Blechknäuel eine Gangway entwächst. Und da stehen wir auf einer windigen Kuhweide mit Rollfeld und Terminal. Rechts geht's nach Tralee, unserem letzten Ziel in 20 Tagen, rechts geht's nach Killarney, unserem heutigen Ziel. Na denn los.
Bei mir bahnt sich die nach Flügen übliche Migräne an, die aber angesichts der Landschaft schnell verfliegt. Wir können sofort loslaufen. Das ist schon klasse. Das Irland hier ist eine Patchworkdecke, deren Feldfetzen durch Brombeerhecken und Alleen zusammen gehalten werden. Dazwischen blüht alles in allen Farben. Kilometerlang Farne und Blumen aus der Schwer-zu-pflegen-Ecke von Blumen Risse. Zwischen hindurch lauter kleine verwinkelte Wege. Meine Handykarte zeigt einen Feldweg, der exakt nach Süden auf Killarney zuführt. Das muss eine uralte Hauptstraße sein, scheint mir. Es geht vorbei an vielen zersiedelten Häusern. Alles wirkt sehr wie Dänemark. Jeder hat seine top gemähten 3000km2 Garten. Eine mittig angelegte Einfährt mit weißen Begrenzungssteifen führt vom opulent gemauerten Eingangstörchen direkt auf das genau in der Mitte liegende Anwesen zu, vor dem ein sauberer Mittelklassewagen längsseits parkt, während uns ein gepflegter, lautstarker Hund erklärt, wo das Grundstück aufhört. Freunde für Kerry und Dingle gibt's genug. Wir musste sie nur lassen. Dann konnte ich auch schöne Fotos von den Anwesen schießen. Jedem Iren sein Downton Abbey. Na gut, das Geld reichte nur für die der Straße zugewandten Fassade. Könnte alles ein Klischee sein, allerdings nicht während der 20km nach Killarney. Aber so lässt sich leben. Schildchen am Wegesrand weisen manchmal darauf hin, dass es 3000 Euro Belohnung gibt, wenn jemand petzt, dass ein anderer Müll in die Gegend kippt. Was das angeht, ist hier tatsächlich nicht Kreta. Die kleinen Feldpazellen lassen das Land niedlich erscheinen. Killarney selbst ist ein kleines Örtchen mit dem Charme von Fabuland. Kleine bunte Reihenhäuschen. Und an jeder Ecke ein B&B, das voll belegt ist. Wir haben Glück und finden einen Platz in einer Jahrmarktattraktion namens ,,The Shire - The only Lord of the Rings themed venue in Ireland". Der Film ist 15 Jahre alt. Das Inventar auch. Aber es gibt ein Räumchen und zumindest ich bin zu müde, um weiter zu suchen. Ich Obst und Schlaf. Allenfalls den GPS Punkt auf der Karte ich noch einen weiter. Aber so kanns gern weiter gehen morgen.