Blickwinkel Oliver

03.07.2015 - ACT Tag 6

  

Der Nachteil an einer solch schönen Hütte ist, man will eigentlich gar nicht weg. Schön gemütlich frühstücken, dann noch ein bisschen rumlungern... Blöd nur, dass sich die folgenden 21 km dadurch nicht ablaufen. Schweren Herzens zog es uns um 12 Uhr dann doch hinaus. Ich finde es sowieso gut im Heißen loszulaufen, gegen Nachmittag eine Schwimmpause einzulegen und dann gegen 22 Uhr das Ziel mit der untergehenden Sonne zu erreichen, wenn es schön kühl ist und die Mücken in der Heia. Nur heute wollte und wollte es nicht 22 Uhr werden. Der Weg war extrem mühselig. Die paar Aufstiege waren noch geschenkt. Geschätzte 90% der Etappe gingen durch Sümpfe und Feuchtwiesen. Frances, deren Schuhe, die zu undichten Gummistiefeln mutierten, bezweifelte, ob sie bis Sisimiut wohl nochmal trockene Schuhe bekäme. Ich bin die Etappe barfuß gelaufen und konnte mich nicht beschweren ;-) Jetzt liegen wir in der Hütte Innajoattooq II und ich hab zwei glühende Kohlen an den Beinen. Die Feuchtwiesen sind vom Gefühl ja schön ohne Schuhe. Aber fast 20 Kilometer lang... das raubt den letzten Nerv und viel zu viel Kraft. Morgen müssen wir kürzer treten. Aber weil der Schnee erst letzte Woche geschmolzen ist und jetzt zunehmend die Seenabflüsse noch mit Eis bedeckt sind, ist fast alles Feuchtwiese hier, selbst oben auf den Bergen, mit lustigen Löchern drin, um einen halben Meter zu versinken und den Puls auf 180 hochzutreiben. Ich will jetzt nochmal zum See vor der Hütte, der sich anhört wie ein klirrendes Glockenspiel. Vom weiten sah der See leer aus. Jetzt ist klar: das ist ein superleckeres Kaltgetränk mit crushed Ice! Noch eine Multivitamintablette rein... Mmmmmmmmmmmmh!