GR131 2019 Fuerteventura

10.11.2019 Costa Calma

  

Heute geht es auf Tourismusarchäologie zum Schluss. Mein Hintern fühlt sich an wie aufgepumpt. Die Waden wollen nicht. Jetzt nochmal zurück am Strand zum Gorriones? Ne. Die Luft ist raus für 20km Küste mit Frontalwind. Ich mache lieber nochmal den Spabereich unsicher und geh "Shoppen" in Jandía. Früher waren hier duzende Elektronikläden. Die Schilder hängen teilweise noch in Shopping Mall Ruinen an der Hauptstraße. Was blieb sind strahlendweiße Uhren- und Zigarettenläden, neben Souvenirs, Tonnen von Flip Flops und.. hmm... Holzpenissen. Statt den Marokkanern werden sie oft von Asiaten betrieben. Einige Afrikaner verkaufen illegal Schmuck. Das Internet hat die 90er Jahre-Zollfrei-Mekka beerbt.
Irgendwann um 13:30 kommt die 5 nach Costa Calma. Nadann, auf der Suche nach 90er Kindheitserinnerungen... Mann, es sieht nicht gut aus. Gut, der "Ort" ist immer noch der Grünste der Insel. Seit 30 Jahrem wird im wahrsten Sinne des Wortes ein Wald mit Scheiße am Leben erhalten, der stetig gewachsen ist, 2 Kilometer ist er lang geworden. An seinem Ursprung am Plaza de Hapag Lloyd bröckelt die Fassade jedoch gewaltig. Allein der Name ist Historie. Der Ursprüngliche Kern von 1994 bei Cañada del Rio ist touristisches Ödland geworden. Santa Ursula, in der wir drei mal waren, existiert zur Hälfte noch in Form einer eingemauerten Eigentumswohnungsanlage. Die andere Hälfte ist abgerissen und ein Loch klafft im Boden. Duzende 90er Jahre Anlagen im unmittelbaren Umkreis hat das selbe Schicksal getroffen. Petes Music Park ist völlig zweckentfremdet. Früher ging man da zum Tanzen hin oder zum Bingo oder zum Cats Musical, das Gäste während ihres Aufenthalts mit Animateuren einstudierten... welches Appartment hatte denn schon einen Fernseher. Jetzt ist das alles sowas wie eine... ja was denn... Flipflopsupermarktbar, keine Ahnung, was der Käse soll, aber hier sitzen tatsächlich ein paar ältere Leute in den alten Animationsruinen herum und genießen sowas wie Urlaub?! "Wir kommen schon seit 100 Jahren hierhin und das bleibt auch so!" Viel Grafitti, zugemauerte Sackgassen, die früher in die Anlagen ringsum führten, verlassene Restaurants. Ich glaube, die einzige Anlage, die als solche überdauert hat, ist das Sotavento. Die Party ist 3km weiter nach Süden gezogen zu den neuen, erwartungsgerechten Anlagen. Hier kann man jetzt eigentlich mit dem Bagger drüberrollen. Das Bild des Orts ergänzt eigentlich gut den Eindruck des Windparks am Berghang.