Todos los colores brillan alrededor del
Camino de Los Alto

14.06.2022 Costa Adeje

  

Man kann sich fragen, ob es sich lohnt, einen Tag wie heute zu beschreiben, denn schön war er nicht. Aber hier geht’s nicht nur um Schönheit, sondern um die Höhen und Hürden einer solchen Reise. Von daher ist das die logische Fortsetzung… und ein gutes Mittel, mich täglich 2 Stunden von mir selbst abzulenken.
Beim Aufwachen geht’s gut, aber mein Gaumenballon ist gewachsen und der Rachen ist wund wie bei einer Erkältung. Abgesehen davon kam auch die Absage-SMS für die Seilbahn. Auch im Hochtal beim Parador ist es kalt und windig geworden.
Mir reicht’s. Ich hab das lange genug versucht zu kompensieren, ein Arzt soll sich das anschauen. Aber hier oben fährt nur ein Bus um 16:00 hinab nach Los Cristianos. Dann ist der Tag kaputt. Ich bleibe hier oben nicht noch 8 Stunden sitzen und zähle die Pochungen. Taxis sind bezahlbar, hab ich gelernt. Also leiste ich mir eins. Es bringt mich nach dem Schlürfstück im Speisesaal nach unten. Eine junge Frau sitzt am Steuer und hat sichtlich Spaß und tröstet mich wegen meinem Aua. Wir halten überall wo es schön ist mal an und so ist es tatsächlich eine Art rollender Begleiter für mich instabilen Wanderer. Sie heißt Maria, wohnt in Villaflor, hat eine Vierjährige Tochter und betreibt mit ihrem Mann ein Ein-Auto-Taxibetrieb. Sie hat eine Freundin in Leipzig. Na siehste, haben wir gleich verbindende Elemente, die die Fahrt fröhlich machen und mich gut ablenken.
30 Kilometer weiter im Bergdorf Villaflor lässt sie mich raus und gibt mir Rabatt auf 40 anstatt 45, weil’s so nett war. Ab hier fahre ich weiter Bus, der kostet die zweite Hälfte 4 Euro. Ich stehe an einem Souvenirladen. Teide-Honig gibt es hier. Toll, ich will Tajinaste-Honig probieren! Leider gibt’s sowas nicht in Reinform und auch dieser hier ist schon mehr Bonbon als flüssig. 300 Gramm. Darf ich den überhaupt ins Handgepäck stecken? Nee, wahrscheinlich nicht. Er bleibt stehen.
An der Haltestelle telefoniere ich alles ab in Los Cristianos, was (Zahn)Arzt heißt, bis hin zum deutschen Ärztehaus. Ich brauchte sowas noch nie und es ist krampfig. Niemand kann mich heute empfangen. Viele geben mir Alternativen in anderem Orten: „Son sólo 20 Minutos en coche.“ Der fahrbare Untersatz wird ungefragt vorausgesetzt. Die deutsche Arzthilfe verweist mich nur gleich zum Zahnarzt. Es gäbe zwei Deutsche da und da! Auch nur 20 Kilometer entfernt. Erstens haben die zu und zweitens… ja soll ich mir einen Mietwagen für Ärztebesuche organisieren? Eine Telefonorgie in drei Sprachen später habe ich dann doch Glück und direkt hier im Ort morgen um 10 Uhr einen Termin bei einem kanarischen Zahnarzt. Meine Befürchtung ist allerdings, dass es eine Privatklinik ist, wie so etwa 80% aller Kliniken hier. Die restlichen 20% sind voll bis an die Kante. Auch das Krankenhaus ist privat. Schon Klasse, wenn man als Faustschlag im Gesicht spürt, was es bedeutet krank im Urlaub zu sein. Ich werde trotzdem hingehen. Meine Kreditkarte deckt das über eine Auslandskrankenversicherung ab. Schließlich bin ich damit auch schonmal einem Helicopterflug zwischen Italien und Österreich im Liegen für lau genießen dürfen.
War also alles in allem ein dreisprachinger Bürotag auf öffentlichen Bänken mit Flutscheis gegen das Pochen. Ob das alles richtig ist, sehe ich morgen. Meine schöne Casa Rural auf der Höhenlage dürfte ich kulanterweise durch ein nettes, verständnisvolles Gespärch kostenlos stornieren. Jetzt hab ich einen billigen Hotelblock, das Urlauber in den 20ern und Briten attraktiv finden. Mich begeistert der schwimmbadgroße Pool und die Nähe zum Zahnarzt. Vom weiten sieht man ganz klein den Teide. Jetzt weiß ich, dass ein Aufstieg vom Meer bis zum Gipfel vier Tage dauert. Erstmal rüber zur Apotheke Ibu-Vorrat auffüllen. 30 Stück für 1,89 Euro, die sind billiger als Hustenbonbons auf den Kanaren. Zu allem Überfluss habe ich jetzt auch noch weißen Belag auf meiner Zunge bekmen, der wohl auch Auslöser meiner Rachenprobleme ist, sagt google, und Mundsoor heißt, ein Anzeichen von Immunschwäche. Hatte ich noch nie außerhalb einer Erkältung. Dagegen gibt's was zum Auftragen und gurgeln für 2,79 Euro. Ich habe ja keinen Arzt, der sowas bestätigen könnte, aber ich entscheide, dass es dafür einen Versuch wert ist. Und dann beplansche ich den Pool. Das ist ein überlebenswichtiges Kopfmedikament: 20 Minuten rumblubbern können oder Sauna und es war ein guter Tag.