Todos los colores brillan alrededor del
Camino de Los Alto

11.06.2022 El Bebedero

  

Der gestrige Tag hat mich des Nachts lange beschäftigt. Erst Schüttelfrost, dann Hitzewellen und brennende Waden, die das Laufen unmöglich machten, bis ich dann irgendwann zur Ruhe komme. Über 10 Stunden Schlaf hab ich nötig gehabt. Als ich aufwache, ist alles wieder gut. Auch der Gaumen ist spürbar besser geworden. Dennoch, ich brauche was Leichtes. Das Versteht auch das Wetter und bläst ein breites Wolkenband auf die Höhenlage. Es ist neblig und kühl. Meine heutige Etappe besteht nur aus Straße. Nachdem ich noch einmal den Riesenjacuzzi beschwommen habe, geht’s weiter entlang der Höhenstraßen TF 342 und 324 durch vergleichsweise dicht besiedeltes Gebiet. Ein Ort folgt dem nächsten. 500 Meter unter mir erstreckt sich eine breite, urbanisierte Landschaft um Puerto de la Cruz. Ich merke, dass ich da unten gar nicht sein will, auch wenn hier oben Straßen gerne mal über 20% Steigung haben. An vielen Häusern prangen große Graffiti. Schon seit Tagen fallen sie mir in Ortschaften ist Auge. Es scheint hier auch einen Inselkünstler zu geben. Dem muss ich nachgehen. Also fotografiere ich welche ab und gebe sie als Suchbegriff in Google ein. Heraus kommt ein Künstler namens „Sabotaje Al Montaje“. Er kommt von Lanzarote, hat 34.412 Follower auf Facebook und malt kanarische Hauswände an. Es gibt immer wieder was zu bestaunen auf dem Weg. Auch zu bestaunen ist überambitionierte Siedlungsplanung. Was machen Trainingsgeräte auf einem Bürgersteig vor Geschäften und Bars neben einer stark frequentierten Straße? Soll man da jetzt etwa sein Steetworkout mit Publikum gestalten? Zu gerne würde ich wissen, ob diese Dinger irgendwann mal ihren Zweck erfüllt haben. So ist es entspannend zu laufen, bis sich dann mein Gaumen langsam aber sicher wieder zurückmeldet. Ich spüre, wie die linke Seite deutlich anschwillt, sobald ich Fahrt aufnehme und anschwillt, wenn ich Pause mache. Nicht gut. So erklimmt man keine Berge. Nichts desto trotz komme ich gut durch und erreiche gegen Nachmittag mein kleines Refugium auf 750 Meter Höhe direkt an einem Barranco mit Blick bis zur Küste. Ich lege mich aufs Bett, versuche was zu essen, aber der Gaumen sagt „Schlürf mal lieber!“ Ich muss planen, was das für die nächsten beiden Tage bedeutet. Der Plan ist, den jetzt zu ¾ umrundeten Teide direkt anzugehen Navi an: 1800 Höhenmeter auf 30 Kilometer Strecke werden das morgen. Selbst wenn ich keine Beschwerden hätte, wäre das schlicht monströs… und vor allem langatmig. Es geht nur auf einer Hauptstraße aufwärts. Zwischen hier und dem Parador auf fast 2500 Metern Höhe, das ich gebucht habe, gibt’s nichts. 5 Minuten von meinem Hotel entfernt ist eine Bushaltestelle der Linie 348, die einmal am Tag fährt, am besagten Parador endet und um 9:48 Uhr abfährt. Na wenn das kein Wink mit dem Zaunpfahl ist. Bevor ich vor lauter Idealismus den Berg nicht angemessen würdigen kann, ist das doch einen Bombenplan.


Morgens 6 Uhr mit Ohr nach Draußen...