Circular de Lanzarote

08.09.2021 Tinajo

  

Ich wache ausgeruht auf. Heute spielt Deutschland gegen Island Fußball. Und ich hab geträumt, dass Markus ein neues Smartphone besitzt, das man vierfach bis auf A4-Größe auseinanderfalten kann. Ich war neisich.
Wenn man nach dem Aufwachen an sowas denkt, muss man wohl entspannt sein, oder? Muss ich auch. Heute geht's in die Wüste. Ein langer Marsch ohne viel Abwechselung, dachte ich. Aber es kommt anders. Ein Berg taucht vor mir auf. Ein verwittertes Holzschild weist die Caleta Famara aus. Juchuuu, ein Krater! Na den Umweg nehme ich in Kauf.
Kurze Zeit später stehe ich auf dem Kraterrand. Uiii. Keine Ahnung warum, aber Krater haben was Außerirdisches ansich. Dieser sieht aus wie ein Olympiastadion. Der Kessel ist oval und hat sogar ao etwas wie eine Laufbahn im Inneren. Der Grad ist mit Mauern bestückt. Kann mir gut vorstellen, dass es ab und an genau als solches genutzt wird hier. Es bietet sich an.
Weiter geht's durch ein Örtchen, bis schließlich bei der Fast-Insel La Isleta der Club La Santa als bolide Festung im Nichts herumsteht: ein gewaltiges Sport-Resort, das vor einer künstlichen Meerwasserlagune thront. In der Poollandschaft wimmelt es. Hier unten ist kein Mensch, obwohl das Areal sichtlich für Massen ausgelegt ist. Allein die Lagung ist sicherlich einen halben Kilometer lang. Egal, ich geh schwimmen... und stehe im Schlick. Bääh... alles klar. Das hat irgendwie nicht so richtig funktioniert, wie mir scheint. Ich habe ohnehin das Gefühl, das Areal ist mehr eine Lagunen-Ruine und viel mehr Anlagenbauten wurden geplant. Vorweg zieht sich eine lange, palmenbesäumte Promenadenstraße, ohne Häuser, ohne Autos. Überall salzerodierte Betonwege, die nurmehr Krümelpiste sind, aus denen noch hier und da gelbe Farbe blitzt. Der Club selbst ist ein abgeschottetes All-you-can-wünschdirwas mit blau-bebänderten, cremeglänzenden Leuten, die mich skeptisch von ihren Liegebänken aus beäugen, wie ich die Poolduschen und den Pool ausprobiere. Jep, ich bin der Pirat und ihr merkt das, ne?! Und husch, weg bin ich...
... weiter in Richtung des Ortes La Santa. Hier walkt und biket man vom Club über die obsolete Flaniermeile rüber und wieder zurück. Für mich geht's noch ein Häuschen weiter über die Hauptstraße bis Tinjo, das sich doch tatsächlich um einen weiteren Vulkan herum erstreckt, der sogar eines Gipfelkreuzes würdig ist. Juchuuuuuu! Gipfelkreuze ziehen mich magisch an. Krater erst recht, wofür bin ich auf Lanzarote?! Oben am Kreuz bläst der Wind zum Umfallen, krass. Aber der Anblick ist wieder herrlich. So muss ein Malbuch-Vulkankrater aussehen. Meine Unterkunft liegt direkt am Fuße des Vulkans und diesmal lasse ich es krachen. Die Finca Marisa ist ein echtes Fundstück und hat was von einer Miniatur-Therme. Zwei Jaccuzis und ein Pool auf der Außenmauer mit Blick über die weite Ebene bis zur Küste müssen von mir beschwommen werden. Daraus freue ich mich schon den ganzen Tag.
Mittlerweile ist es dunkel. Ich liege in einem 37°C warmen, rot beleuchteten Blubberpool und schreibe meine Tagesetappe auf, Morgen wird die längste Etappe auf der Insel anstehen, mehr als 25 Kilometer an der öden, schwarzen Küste des Timanfayagebiets entlang. Da kann ich heißes Wasser gut gebrauchen... mmmh... und während ich so eumliege, frag ich mich, ob das so eine gute Idee ist da morgen durchzulaufen, Das wird einfach mal nicht reizvoll, sondern nur anstrengend werden. Ob es Alternativen gibt...