Sendero Circular de La Gomera

03.09.2018 Akku lädt...

  

Irgendwann um 7:30 rappelt der blöde Handywecker. Geht nicht. Gute Nacht. Ich hab einen Traum, dass ich dringend weiter muss gepaart mit der immer wiederkehrenden Erkenntnis, dass das heute nicht sein kann. Ich mach mal Pause. Wie zur Bestätigung wird diese Traumerkenntnis durch ein Horn bestätigt, das dreimal ertönt. Nee, das war zu laut für Traum. Wach mal auf! Ich wache auf. Schaue zum Fenster die Steilklippe hinab. Eine Armas-Fähre läuft den Hafen von Playa de Santiago an. 10:30.
Mir kribbeln immer noch die Fußsohlen und ich schleiche schräg rüber aus der Terasse zum Pool und lass mich reinfallen. Besser. Planschen geht. Und wieder ab ins Bett. "The Rain" netflixen. Jugenddystopie in Unüberdreht auf skandinavisch. Das funktioniert! Die können das, die Dänen.
Gegen Nachmittag gewinnt der Hunger und treibt mich runter zur Bucht. Was für ein öder Flecken Gegend hier. Schön ist was anderes. Ein paar Häuserzeilen direkt am Strand, dahinter ein Fußballstadion und der Auslauf des trockenen Flusslaufes, der hier in Anbetracht der Begrenzungsbauten im Winter durchaus mal den Turbo einschaltet. Es hat nix auf. Keine Touristen am Strand, außer ein paar Vereinzelte, die ausgesprochen deutschtouristisch daherflanieren und geradewegs aus der Steilwand gegenüber der Bucht kommen, auf der 80m über uns eine sehr ansprechende Ferienanlage in der Sonne thront, während unten schon alles im Schatten liegt. Mir scheint, als teile sich der Ort in die arme Unterstadt und dem Platz an der Sonne in der Oberstadt. Aber wo kommen die her? Neugier siegt über Hunger. Wo kommen die aus der Steilwand raus? Ich komme näher und als ich direkt davorstehe kommt ein Bruchsteintunnel hervor. Höhlenmenschen? Nein, im Tunnel steckt ein Aufzug. Ich glaubs ja nicht. Nur mit Hotelkarte bedienbar. Ein Pärchen wackelt an und will hoch. Ich stell mich mit rein. 1 Minute später befinde ich mich 80m höher in der Anlage. Jo. Hier ist Westend. Ein riesiger Garten mit einer Menge veschiedener Pools, duzende von Appartments, wie sie schnuckeliger kaum sein könnten. So ne richtige Lidlprospekt-4S-Traumanlage für die ganze Familie. Nun. Ich bin grad sehr erschöpft vom Aufzug fahren und geh fremdschwimmen. Ich schwebe über ner Horde Blubberblasen und denk mir, dass ich hier oben bestimmt auch was essen könnte. Kann ich aber vergessen. Keine kurzen Hosen, keine Flip Flops, steht in der Lobby. Nagut, dann halt runter zum Suma, bevor der dicht macht und rauf ans Eastend zu meinem Häuschen. Ich passe das nächste Aufzugpärchen nach unten ab und ab dafür.
Ich merke, dass ich mich schon für so eine Anlage begeistern kann, wenn sie richtig cool gestaltet ist. Und diese war schon der Hammer. Aber ich hätte keine Böcke dort 2 Wochen rumzugammeln. Und das ab 125 Euro die Nacht für ganz hinten ohne Aussicht, wie ich bei Booking lese. Zeit, dass ich weiterkomme. Morgen. Aber erstmal Abendbrot auf Klippe vor Häuschen. Ein Häuschen ganz für mich. Schon cool. Es ist still. Ein paar Grillen und komische Vögel, die Geräusche machen wie die Chinesen in Rom, die einem so Mundquäker andrehen wollen. Kann man gar nicht ernst nehmen. Klingt wie "Uahaha" und "Oijoijoijuähää". Ich mag grad sehr, alleine zu sein. Macht Vorfreude auf die nächsten drei Tage in den Bergen. Bin noch nicht müde. Ich könnt mal meinen Block und Stift holen. Wen male ich denn heute mal zu all den Helden...