Etappen

03.06.2017 Kato Zakros

  

Ich hatte ja schon mit dem Gedanken gespielt, hier in Xerókambos noch eine Nacht länger zu bleiben. Aber bei der weiteren Planung stellte sich heraus, dass in Kato Zakros am Wochenende keine Busse fahren. Also bleiben zwei Möglichkeiten. Ich nehme mir ein Taxi zur nächsten Stadt Sitia. Das wird teuer. Oder ich laufe übermorgen dort hin und übernachte das letzte Mal halt dort anstatt in Heraklion. 29km brutto. Das geht. Also verlängert sich mein Trans Kreta Trip um eine weitere Etappe über die Berge an die Nordküste und zwar in die Gegenrichtung des eigentlichen E4 durch eine Schlucht, weswegen wohl auch viele hier eine Nacht bleiben. Na da bin ich gespannt auf morgen. In Sitia endet auch die A90 und Busse fahren hier regelmäßig zum Flughafen. Perfekt.
Aber erstmal ist heute und heute war die Strecke auch noch einmal richtig schön, wenn auch sehr anstrengend. Es ging über einen Wanderweg an der Küste entlang. Und da waren sie dann wieder. Die schrägen Distanzverhältnisse. Während man auf der Straße in 4 Stunden 20km zurücklegt, schafft man auf Wanderwegen hier in der selben Zeit etwa 6. Der Weg ist schroff und es geht sich größtenteils wie auf Schotter auf einem Bahndamm. Aber ich komme gut durch nach dieser Woche auch wenn die Füße wohl das Gefühl hatten, bislang nur schmückendes Beiwerk gewesen zu sein. Hier musste jeder Schritt sitzen, oder man landete in irgendwas Scharfkantigem oder in Pikszeugs. Alle Nase lang kracht ein tiefbrummender Käfer gegen die Schläfe. Unter mir tauchen welche im Wasser. Draußen bullert ein Fischerboot. Das kommt zeitgleich mit mir in Kato Zakros an und wirft ein paar gekniffen aussehende Touristen an Land. Auch ein nettes Nest hier. Strand, Tavernchen, ein Parkplatz für Wohnmobile. Ein Haus mit Rooms, also für mich. Ich hab Glück. Ein Room ist noch frei. Aaah, also ergeb ich mich gleich Wasser und dem Grillspieß, der da gerade gedreht wird. Zum Glück ist der Himmel heute verhängen. Das gestern hat meinen Schultern gut zugesetzt. Da hilft auch nicht mehr der täglich LF50 Aufstrich. 10 Stunden Dauersonne ist grenzwertig. Heute ist alles gut. Hmmm... eigentlich müsste ich ja jetzt hier irgendwo das KM-0-Schild vom E4 finden... Das geh ich gleich mal suchen...

Griechischer Salat und Lammkäulen im Bauch. Vom Meer her kommt jetzt kräftiger Wind auf. Hinter mit quäkt ein Brüllwürfel so gut er kann griechische Musik aus einem Laptop heraus. YouTube. Ich tue mich bei der Musik wahnsinnig schwer damit, ein Lied vom nächsten zu unterscheiden. Melodie besteht bei der Art Musik für mich aus einer Ansammlung von Frasierungen, die so zahlreich und farbenfroh angesetzt werden, dass die Melodie dahinter gänzlich verschwindet. Weißes Rauschen. Alle Farben, nichts definiert. Denk ich mir. Die beiden 10 Jährigen Jungs, die den DJ spielen allerdings ganz und garnicht. Sie diskutieren angeregt irgendwas. Einer der beiden spielt ein Lied an und singt die Melodie mit. Der andere stimmt mit ein. Eins nach dem anderen. Und richtig gut, mit all diesen Ösen und Schnörkeln. Also muss da ja doch was sein, was ich nicht höre. Müssen die nicht eigentlich irgendeine Chartlalla hören jetzt? Oder ist das hier deren Chartlalla? Ich glaub, ich bin schlicht ganz schön auf Westen konditioniert. Meine Erwartungshaltung an Musik ist eine völlig andere und was griechische Musik anbelangt, hört mein Verständnis bei Sirtaki auf. Und das ist auch noch ein deutscher Spielfilmsoundtrack, der griechischer Musik genauso gleicht wie Gyros Pita griechischer Esskuktur.
Das Anfangs-E4-Schild habe ich auch schon entdeckt. Daneben eine Landkarte mit dem Weg. Die letzte Farbe, die dem Ausbleichungsprozess strotzt, ist blau. Daneben ein Infokasten. Jedenfalls war er das mal. Die drei Standbeine sind von Meerwassergischt komplett zerfressen worden, sodass man jetzt alles kopfüber auf Beinhöhe nachvollziehen muss.