Etappen

26.05.2017 Kapetaniana

  

Der Bus spuckt mich an der Stelle aus, an der ich vor fast einem Jahr abgefahren bin. Ich bin wieder in Mires. Und es ist früher, sodass mich keine 40 Grad zum Suflaki braten, sondern 22. So ists herrlich. Ich hab dieses Mal noch weniger Gepäck mitgenommen und komme auf 2 Kilo, die ich in eine wasserdichte Gummiröhre stopfen und mir umwerfen kann. Warum wasserdicht? Wegen mir. Mein Rücken ist wie die Luf-Seite eines Berges. Das ganze Wasser, das aus diesem Bergřücken drückt, sobald ich einen Fuß vor den nächsten setze, hat meinen Rucksack bislang gerne mal ein Kilo schwerer werden lassen bis zum Ende des Tages. Und alles ist schön eingeweicht. Das will ich nicht mehr. Die Gummiröhre ist eigentlich für Kanutouren gedacht, in die alles kommt, was nicht nass werden soll. Sehr praktisch für regnende Menschen!
Und so geht's gleich los auf eine 30km Etappe nach Kapetaniana. Ich muss das Naturschutzgebiet überwinden, das mich letztes Jahr in Lentas ausgebremst hat. Mein rechter Fuß hätte letztes Jahr solche Märsche nicht durchgestanden. Dieses Jahr bin ich gut gerüstet, um das 70km breite Gebiet bis morgen zu überwinden, bevor die Küste schließlich kommt und alles entspannter wird. Morgen also weitere 40km. Das wird ne Herausforderung. Das Wetter spielt gut mit. Heute hat es über den schneebedeckten Gipfeln der Berge den ganzen Tag bedächtig gegrummelt und der Sonne die Kraft etwas genommen. Sehr gut, ich sehe eh noch aus wie ein rohes Schnitzel. Morgen darf es gerne regnen. Dann brauch ich weniger Wasser. Meine einzige Sorge für morgen. Obwohl... Heute ging es quer durch das grüne Hochplateau, in dem alle paar Kilometer ein Örtchen mit Kirche kommt. Und an jeder ist ein Trinkwasserbrunnen zu finden. So mache ich meine Pausen in ruhiger, griechischer Gesellschaft, die unter mir ruht, während ich auf einer Marmorplatte über ihnen sitze. Nana. Nicht gleich die Stirn runzeln. Die Gräber sehen in der Regel so aus, als hätten die Angehörigen nicht ohne Bedacht Marmorgruften gebaut. Man kommt augenscheinlich selten vorbei. Und die Bank vor der Kapelle hält mich nicht mehr aus. Ich glaube, man freut sich über meine Gesellschaft. Das verblichene und gerissene Bildnis von Athimos +1973 hat mir gerade zugezwinkert.
So war das Wandern heute echt entspannt. Anstrengend wurde es nur zum Ende hin. Ein 8km langer Aufstieg zu meinem Zielort auf 835m in den Bergen. Dort ist die einzige Übernachtungsmöglichkeit auf meiner Monsteretappe. Aber die ist ein Traum und hat einen Infinitypool. Und der will jetzt noch unendlich beschwommen werden!