Blickwinkel Oliver

13.07.2015 - Landmannalaugar oder Kurzurlaub im Urlaub

  

Hurra! Wir fahren aufn Vulkan! Naja denkste. Am Schütten ist es - schon seit dem Busterminal heute morgen. Um 8. Mir grauts vor der Nacht bei 5 Grad im Zelt und ich aktualisiere den Wetterbericht im Bus minütig in der Hoffnung, dass sich die Animation von weißen Querstrichen in einen strahlend gelben Ball verwandelt. Nix da. Erst Mittwoch wieder... Zumindest auf meinem Telefon. Bei Frances zeigts... dass sie definitiv die falsche Wetterapp heruntergeladen hat. Wir fahren ins für mich bereits gewohnte, isländische, schwarzaschige Hinternichts, bis nach 4 Stunden Nationalstraße 1 und diversen Pisten und Durchfurtungen ein Haus in einem großen Tal auftaucht, das von bunten Bergen umgeben ist und vor dem eine isländische Flagge triefendnass an den Fahnenmast klatscht: Landmannalaugar... Oder von uns auch liebevoll 1:1 übersetzt Bauernbad getauft. Das ist nicht allzu weit hergeholt. Hier haben vor 150 Jahren Schäfer tatsächlich an den heißen Quellen kampiert, wenn sie im September ihre Schafe von den Hängen wieder eingerieben haben. Wäre es doch nur September wie 2012. Heute kapieren hier lediglich 200 Franzosen, Deutsche, Amis, Belgier, Schweizer, Japaner, Polen, Spanier und was ich nicht sonst noch alles für Sprachen identifizieren konnte. Mich trifft der Schlag. Im September vor 3 Jahren waren wir vielleicht drei oder vier. Auf dem Laugavegur in Richtung Thorsmörk reihen sich die Hiker in Ponchos und Rucksacküberziehen wie Küttel im Rehdarm aneinander. Frances verlässt der Mut und ich hab ein Déjà-vu aus dem Reich der Mücken vor 2 Wochen: "Es könnte so schön sein hier, wenn..." Ich finde Wasser von oben schrecklicher. Wir wollten eigentlich eine Rundwanderung auf einen Berg machen, den mach ich dann aber allein. Ich kann nicht den ganzen Tag im Idle-Mode verbringen, da werd ich genauso bekloppt wie vorletzte Woche auf dem Berg, als der Regen einsetzte. Durchnässt erreiche ich auch den Gipfel und sehe... Das Nichts! Runter wird es windig. Zum Glück sprudeln hier schon überall heiße Schwefelquellen aus den Felswänden. Na besser erstinken als erfrieren. Gegen 19 Uhr trudel ich am Camp wieder ein und finde im Gepäckdepot einen Zettel, der mir gleich zwei gelbe Bälle in mein Wetterempfinden zeichnet: Frances hat zwei übrig gebliebene Hüttenplätze ergattert, trotz dessen, dass vor einem halben Jahr alles ausgebucht war. Jetzt ist uns der Regen wurscht. Analog essen wir die Abendwurscht und besteigen das variabel 20 bis 50 Grad heiße Bauernbad, um 2 Stunden nicht mehr herauszukommen. Vor 3 Jahren hab ich allein hier geblubbert. Heute umringen mit uns gut ein Dutzend Sprachen sprechende Kehlen den kleinen Wasserfall, der das kochendheiße Wasser in unseren Laugar ergießt. Herrlich. Wetter im Eimer, aber Tag gerettet. Na dann bin ich mal auf den Aufstieg gespannt...